Die Schachnovelle

Novelle von Stefan Zweig

Premiere am 27. Juli 2021

Eine Schiffsreise von New York nach Buenos Aires. Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwei Lebensphilosophien, Denkweisen, Weltanschauungen prallen aufeinander. Die Uraufführung der Schachnovelle zeigt ein Duell, das spannender nicht sein könnte. Die Binnengeschichten entführen die Zuschauer:innen in die dunkelsten Zeiten Wiens.

Der Erzähler befindet sich auf einem Passagierdampfer nach Buenos Aires. Kurz bevor das Schiff in New York ablegt, erfährt er, dass Schachweltmeister Mirko Czentovic mit an Bord ist.

Czentovic stammt aus einfachen Verhältnissen und ist völlig ungebildet. Ein Pfarrer hatte Czentovic als Pflegekind aufgenommen und sich vergeblich bemüht, ihn zu unterrichten. Czentovic kann weder rechnen noch lesen oder schreiben. Sein Talent zum Schachspielen wurde durch Zufall entdeckt. Czentovics plumpes Auftreten und sein gieriger Geschäftssinn stehen im Kontrast zu seiner Meisterschaft am Schachbrett.

Während der Überfahrt trifft der Erzähler auf den schottischen Unternehmer und Ölmillionär McConnor. Er teilt ihm mit, dass Czentovic an Bord ist. Großspurig und erfolgsverwöhnt, will McConnor unbedingt gegen den jungen Weltmeister spielen. Czentovic willigt ein, gegen ihn und weitere Passagiere anzutreten, falls er 250 Dollar pro Partie erhalte. Er gewinnt das erste Spiel, worauf McConnor und seine Unterstützer eine Rückrunde fordern. Als auch diese Runde schon an Czentovic zu gehen scheint, mischt sich ein Unbekannter namens Dr. B. in das Spiel ein. Mit seinen Hinweisen verhilft er der Gruppe um McConnor zu einem Remis. Er weigert sich jedoch, anschließend allein gegen Czentovic anzutreten.

Tags darauf begegnet der Erzähler erneut Dr. B. und beginnt ein Gespräch mit ihm. Dr. B. ist überrascht, als er hört, dass die gestrige Partie gegen den amtierenden Schachweltmeister gespielt wurde. Schließlich berichtet er dem Erzähler von den furchtbaren Erlebnissen, auf denen seine eigenen Schachkenntnisse beruhen: Während seiner Gefangenschaft zur NS-Zeit, stiehlt Dr. B. ein Buch aus der Manteltasche eines Gestapo-Mannes. Er beginnt, sich intensiv mit den geschilderten Partien zu beschäftigen und sie im Geiste nachzuspielen. Anfangs gelingt es ihm so, die Isolation und die Verhöre zu überstehen. Doch im weiteren Verlauf führt seine exzessive Beschäftigung mit dem Schachspiel und das Erfinden eigener Partien zu psychischen Störungen. Dr. B. spielt gedanklich gegen sich selbst und ist so stets Gewinner und Verlierer zugleich. Bereits dem Wahnsinn nahe, greift er während eines manischen Schubes einen Wärter an, verletzt sich und wird ins Krankenhaus gebracht. Hier erklärt ein mitfühlender Arzt ihn für unzurechnungsfähig und erwirkt so seine Freilassung.

Nachdem der Erzähler Dr. B. zugehört hat, überzeugt er ihn, doch noch gegen Czentovic anzutreten. Dr. B. willigt ein, betont aber, dass er nur eine einzige Partie spielen will. Er fürchtet, sonst wieder in seine Manie zu verfallen und den Verstand zu verlieren.

Am anderen Tag entscheidet er das Spiel deutlich zu seinen Gunsten. Czentovic fordert Revanche. Entgegen seiner Ankündigung lässt sich Dr. B. sofort darauf ein. Beim Rückspiel verzögert Czentovic seine Züge absichtlich, weil er merkt, dass dies seinen Gegner nervös macht. Dr. B. kann schließlich nicht mehr zwischen dem realen Spiel und einer Partie aus dem Buch, die er noch immer im Kopf hat, unterscheiden. Er steigert sich in eine starke innere Erregung hinein.

Dem Erzähler gelingt es, Dr. B. aus seinem Wahn zurück in die reale Welt an Bord des Schiffes zu holen. Als er begreift, was passiert ist, zieht Dr. B. sich aus dem Spiel zurück und entschuldigt sich bei allen Beteiligten. Er kündigt an, nie wieder Schach spielen zu wollen.

Ensemble: Nicole Albrecht, Daniel Buchin, Carina Budde, Sophie Jakob, Sebastian Kießer, Sandra Rjeschni, Simon Schofeld

Regie: Sebastian Kießer
Bühne: Nicole Albrecht
Kostüm: Sarah Weinmann
Licht: Fabian Petrini
Musik: Alexander Schmid & Hartmut Göbel
Video: Alexander Gebhardt
Videodesign: Simon Schofeld

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